Kein Schloss an der Oberen Adria ist derart geschichtsträchtig wie Duino. Nicht zuletzt, weil es dank Rainer Maria Rilke auch in die Literaturgeschichte eingegangen ist.
Der Sitz der Fürsten von Thurn und Taxis, die sich auf italienisch Torre e Tasso nennen, entstand ab dem 14. Jahrhundert auf den Grundmauern eines römischen Vorpostens, hoch oben auf dem letzten Karst-Felsen, steil über der Bucht von Triest. Teile des Schlosses, das schon seit über 200 Jahren als Zentrum für humanistische Kultur gilt, sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Das hoch über der Küste auf einem Felsen gelegene Schloss kam 1893 an Marie zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, die seit 1855 mit Alexander von Thurn und Taxis aus dem böhmischen Zweig des Adelsgeschlechts verheiratet war.
Die kunstsinnige Prinzessin förderte den 20 Jahre jüngeren deutschsprachigen Prager Dichter Rainer Maria Rilke, den sie 1909 kennenlernte und bereits ein Jahr später zum ersten Mal auf ihr Schloss einlud. 1911 und 1912 befand sich Rilke in einer Schaffenskrise und begann während seine Aufenthalte in Duino seine berühmten Duineser Elegien – vollenden konnte er sie aber aber erst 1922. „Hier sein ist herrlich“, heißt es, auf den Ort ihrer Entstehung bezogen, in siebenten Elegie.
Inspiration fand der Dichter auf dem Wanderweg an der Steilküste, der sich über dem Meer entlang schlängelt und spektakuläre Ausblicke bietet („Rilke-Weg“). Wer glaubt, dass Rilke seine Werke in völliger Askese schrieb, liegt übrigens falsch: Die Schlossköchin soll ihm ihm öfters Schweinsbraten mit Knödel aufgetischt haben.
Heute gehört Duino Maries Nachfahren Prinz Carlo della Torre e Tasso. Er nutzt das Schloss als Privatresidenz, die er seit 2003 im Rahmen geführter Touren für Besucher öffnet. Auch heiraten kann man in dem geschichtsträchtigem Ambiente.
Zu sehen gibt es neben wunderschönen Einrichtungen unter anderem das Pianoforte, auf dem Franz Liszt hier musizierte und Erinnerungsstücke weiterer prominente Gäste wie Johann Strauss, Mark Twain oder Hugo von Hofmannsthal.
Wer durch den gepflegten Park spaziert, kann auch zum Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg abzweigen – er ist über eine unterirdische Treppe erreichbar. Erbaut wurde er 1943 von den deutschen Besatzern, die ihn als Verteidigungsbasis für ihre Marinebasis nutzten.