Es lohnt sich, dieses üppig grüne Tal, das sich in Slowenien über 30 Kilometer zwischen Görz und der Autobahn Laibach–Triest erstreckt – und von eben diesen Städten mit dem Auto rasch erreichbar ist, zu entdecken.
Weil die Erde nährstoffreicher und vor allem weniger karstig ist als in Triest, galt das Vipava-Tal einst als der Obst- und Gemüsegarten der k&k-Hafenstadt. Mit dem Bau der Südbahn begann man, Früchte – vor allem Kirschen – quasi im Nachtsprung auf die Märkte der Residenzstadt Wien zu bringen. Heute findet man die Ernte des Tals auf den Märkten von Laibach bis Koper. Abgesehen vom Wein, denn den kann man mittlerweile auch in ausgesuchten Vinotheken in den USA bekommen. Aber kaum in Österreich, Deutschland oder Italien – da gilt er noch als echter Geheimtipp.
Ein Ausflug von Triest in das so fruchtbare Tal lohnt sich. Er beginnt meist im Städtchen Vipava (einst Wippach im Herzogtum Krain, mit Marktrecht seit 1367, heute 1.500 Einwohner). Wer mit dem Auto kommt, sucht sich am besten auf dem Hauptplatz einen Parkplatz (Tickets sind an den Automaten erhältlich) und spaziert zu allererst einmal zum Schloss – es ist nicht zu übersehen.
Das Barockschloss, das erst seit kurzem nach einer umfassenden Renovierung wieder hellgelb in neuem Glanz erstrahlt, wurde 1762 vollendet. Zuvor dürfte es nicht nur Karl VI. dem Vater Kaiserin Maria Theresias, erfreut haben (sein Besuch ist urkundlich festgehalten), sondern von 1726 bis 1727 auch den Dichter Carlo Goldoni, denn da lebte dieser in dem Schloss der Familie Lanthieri. Eine Erkundungsrunde beginnt am besten im Park vor dem Schloss.
Denn da stehen unzählige üppig-barocke Figuren unter den alten Bäumen Spalier, als würden sie genau registrieren, wer in die Nähe des Adelssitzes kommt. Jede der Statuen ist anders gestaltet – eine füttert einen Hund, eine andere spielt Laute – aber eine Gemeinsamkeit weisen die meisten von ihnen dennoch alle auf: Sie tragen das Familienwappen der Lanthieris. Am südlichen Ende des Platzes, gegenüber des rechten Flügels des Schlosses, befand sich einst das Gasthaus Adria, für das der „Illustrirte Reiseführer durch Krain“ 1885 eine Familie Sandwirth als Inhaber anführt. Die Aufschrift ist noch am Haus erhalten.
Die große Überraschung folgt allerdings, wenn man rechter Hand am Schloss entlang geht: Zuerst sieht man von einer Brücke, wie der Seitenflügel des Schlosses einen Bach überbrückt – und sich dahinter eine weitere kleine Brücke befindet. Nun durch den kleinen Torbogen auf den großen ehemaligen Schlosshof, in dem im Sommer Freiluft-Vorstellungen von Opern wie Carmen stattfinden. Dann nach rechts durch einen weiteren Torbogen, und ein Szenario tut sich auf, das seinesgleichen sucht: Hier vereinigen sich jene Quellen, die kurz zuvor aus dem Fels kommen, ein einer Art kleinem See zu einem Fluss.
Die Vipava, der namensgebende Fluss, entspringt im gleichnamigen Städtchen an mehreren Stellen hinter dem Lanthieri-Schloss aus einem Felsen.
Die verschiedenen, scheinbar aus dem Nichts heraustretenden Arme ergießen sich in ein Labyrinth aus Teichen und Wasserläufen, die sich nach Passieren der wegen seiner 25 Brücken auch „Klein Venedig“ genannten Ortschaft vereinigen. Mit Farbproben konnte man allerdings nachweisen, dass der tatsächliche Ursprung der Vipava im Postojna-Becken liegt – immerhin 25 Kilometer entfernt. Das alte Wirtshaus in idyllischer Lage unter den mächtigen Kastanien am kleinen See birgt einen Felsenkeller.
Zurück am Hauptplatz ergibt sich noch die Gelegenheit, Kaffee zu trinken oder die Vinothek am anderen Ende des Platzes zu besuchen, in der die Weine fast aller namhaften Produzenten des Tals erhältlich sind. Auffallend dabei: Für Zelen, eine der autochthonen weißen Leitsorten des Tals, wurde sogar eine eigene zweibauchige Flasche gestaltet, die viele Winzer verwenden.
Tourismusverband Vipavatal, Glavni trg 1, SLO-5271 Vipava
www.vipavskadolina.si
Goče ist ein weiteres sehenswertes Ziel in der Umgebung. Der malerische kleine Ort schmiegt sich an einen Bergrücken und bietet einen herrlichen Ausblick über das Vipava-Tal und den Karst bis hin zum Golf von Triest. Einst war Goče eines der reichsten Dörfer, dann setzte ein Niedergang ein, der einiges verfallen ließ, aber viel vor dem Niederreißen bewahrte. Heute spüren die noch knapp 200 Einwohner wieder Aufwind – sie bauen Wein an und setzen ihre Bauten wieder in Stand. Sehenswert sind vor allem die vielen historischen kleinen Winzerhäuser. Das Cejkotova Domacija, ist ein kleines Wirtshaus, das der Besitzer Davorin Mesesnel vor kurzem in einem uralten, selbst renovierten Haus eröffnet hat. Er führt Gäste auch gerne in seinen kleinen Weinkeller.