Eine Buchhandlung wie aus dem Bilderbuch – und noch dazu die mit der wahrscheinlich umfangreichsten Auswahl an Werken über Triest im deutschsprachigen Raum.
Der klassische Buchhandel ist heute eine Branche, die von der digitalen Disruption arg gebeutelt wird. Online-Ordermöglichkeiten, digitale Bücher zum Download und E-Reader haben ihn trotz Preisbindung genauso verändert wie die klassischen Buchhandlungen. Weniger sind es geworden, und nur noch ganz wenige sehen noch so aus, wie die meisten einmal ausgesehen haben: mit knarrendem Bretterboden, bis zur Decke gefüllten Regalen und verschiebbaren Leitern, auf die die Buchhändler persönlich hinaufkraxeln, um ihren Kunden das Gewünschte zu präsentieren. Walter und Ingrid Lux sind solche Buchhändler, und ein Besuch in ihrer Eckart-Buchhandlung ist wie eine Reise in eine vermeintlich gute alte Zeit. Selbst wenn man dabei über alle für einen relevanten Neuerscheinungen informiert wird. Denn die persönliche Beratung ist einer der Eckpfeiler ihres Geschäfts. Nicht nur wenn es um Bücher über Triest geht.
Warum gerade Triest? Walter und Ingrid Lux haben eine ganz besondere Beziehung zur Hafenstadt, haben sie schon vor Jahrzehnten kennen und lieben gelernt. Reisen so oft es geht an die Adria, sind dort mittlerweile bestens vernetzt und bringen immer wieder Neuerscheinungen regionaler Verlage aus der Stadt nach Wien, Bücher, die sonst nirgendwo in Wien zu bekommen sind.
Darüber hinaus hegen und pflegen die beiden ein breites und ständig aktualisiertes Sortiment für die vielen Liebhaber Triests, Friaul Julisch-Venetiens und Istriens. Walter zeigt offen seine Liebe zur Stadt, indem er das Wappen Triests stolz am Revers seines Sakkos trägt. Und gibt seinen Kunden, die dorthin reisen möchten, auch gerne seine ganz persönlichen Tipps für die Stadt weiter.
Eine Buchhandlung mit Geschichte. Einst gehörte die Buchhandlung Leopold Steckler, der 1938 enteignet, deportiert und in 1942 Theresienstadt umgebracht wurde. Den Namen „Eckart-Buchhandlung“ erhielt sie vom Nationalsozialisten Richard Böhmker, in dessen Eigentum sie danach gelangte. Nach Kriegsende konnten Stecklers Nachfahren erfolgreich die Restitution der Buchhandlung einfordern und verkauften diese an den Prähistoriker und Gutsbesitzer Mitscha-Märheim, der sie für seine Töchter erwarb. Die beiden bestimmten einen Verwalter für das Tagesgeschäft und sorgten dafür, dass sehr sparsam gewirtschaftet wurde – sie mussten noch eine mit ihnen verwandte stille Teilhaberin, die stets mehr Anteil am Gewinn forderte, an diesem beteiligen. So kam es, dass über Jahrzehnte nichts renoviert wurde. Was nachträglich betrachtet ein echter Glücksfall war, denn heute wirkt die Eckart-Buchhandlung eigentlich wie aus einer längst vergangenen Zeit.
Buchhändler aus Begeisterung. Walter Lux hatte Anfang der 1970er Buchhandel gelernt. Als er Anfang der 1980er-Jahre seiner damaligen Freundin Ingrid – heute seine Frau – eröffnete, dass er gerne selbständig werden wolle, verwies ihn diese auf die kleine Buchhandlung in der Josefstädter Straße. Sie wohnte damals gleich ums Eck. Es sollte aber noch einige Jahre dauern, bis es 1987 soweit war. Die Übernahme verlief sehr harmonisch, es entstand dabei eine wirkliche Freundschaft mit Mitscha-Märheims Töchtern. Das, was den Charme des Geschäftslokals ausmacht, haben sie seit damals belassen: die Gene einer Buchhandlung wie aus dem Bilderbuch.
Eckart-Buchhandlung Lux, Josefstädter Straße 34, 1080 Wien
Mo–Fr 9.30 bis 18.30 Uhr, Sa 10–15 Uhr (Juli, Aug. Sa geschlossen)
Tel. +43 1 405 4610
www.eckartbuchlux.eu