Italiens Kaffee-Hauptstadt
Es hat schon seinen Grund, warum die Stadt als Kaffee-Metropole des Landes gilt: Der typische Triestiner verbraucht heute zehn Kilogramm Kaffee im Jahr, der durchschnittliche Italiener hingegen bloß die Hälfte.
Aber nicht nur deshalb ist Triest die Kaffee-Metropole Italiens. Unglaubliche 1.500 Tassen Kaffee trinkt ein Triestiner im Schnitt pro Jahr, die vielen Kaffeehäuser und Bars haben von frühmorgens bis spätabends Hochbetrieb. Was nicht zuletzt auch an der altösterreichischen Vergangenheit der Adria- Hafenstadt liegt: Seit Kaiser Karl VI. 1719 den Hafen zum Freihafen erklärte, bezog die erblühende Kaffeehauskultur der Monarchie von hier ihren wichtigsten Rohstoff. Schiffe aus aller Herren Länder brachten den Rohkaffee aus den Plantagen in aller Welt in die Adria-Hafenstadt. Bereits 1768 gab es in Triest elf kleine Röstereien – und noch mehr Kaffeehäuser, von denen das 1830 gegründete Tommaseo bis heute existiert. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten großen Röstereien, die exakt definierte Kaffeemischungen anboten – auch deshalb, um für ihre Kunden Qualität und Preis über Jahre konstant zu halten.
Heute sind in Triest nicht nur Röstereien beheimatet, sondern auch unzählige Dienstleister wie Prüflabors und Firmen, die sich auf das Schaffen eigener Mischungen spezialisiert haben sowie Speditionen ausschließlich für Kaffee. Und im Hafenbereich finden sich dutzende Lagerhäuser und Silos für Rohkaffee.
Wer in Triest seinen Kaffee bestellt, sollte die lokalen Eigenheiten kennen – sonst bekommt man ganz etwas anderes serviert, als man eigentlich möchte. Am Beispiel Cappuccino: der ist in Triest das, was im Rest von Italien ein Macchiato ist, also ein Kaffee mit Milchschaum, der in einer kleinen Tasse serviert wird. Der wiederum wird in Triest Capo genannt – und im Falle von Capo in bi in einem Glas serviert. Wer wiederum den „echten“ italienischen Cappuccino möchte, muss einen Caffelatte bestellen – und wer eigentlich genau diesen genießen will, einen Latte macchiato.
Der in Triest lebende Bestsellerautor Veit Heinichen hat für sein Buch „Triest – Stadt der Winde“ mit einem Profi-Barista die mögliche Anzahl an Kaffee-Varianten errechnet, die diese Berufsgruppe in der Adria-Hafenstadt theoretisch beherrschen muss. „Bei 5.184 haben wir aufgegeben“, berichtet er.