Traditions-Kaffeehäuser in Triest

Auch das klassische Kaffeehaus hat – neben den vielen Espressobars – noch immer Hochkultur in Triest. Denn nirgendwo in Mitteleuropa – auch nicht in Wien – sind die Orte des Genusses so authentisch geblieben.

Entwickelt hat sich diese Kaffeehaus-Tradition sowohl aus der Zugehörigkeit der Stadt zur k&k-Monarchie, als auch durch Triests Funktion als Importhafen für Rohkaffee. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in Triest 54 Kaffeehäuser, im Jahr 1911 bereits 98, die vor allem eine Funktion hatten: Sie waren Treffpunkte für Bürger, quasi deren Salons. Hier wurden Zeitungen gelesen, Diskussion- und Geschäftspartner getroffen, aber auch Liebesbeziehungen angebahnt.

Ein Spaziergang durch die Innenstadt wird da leicht zu einer richtigen Kaffeehaus-Safari. Wie überall in Italien gilt auch hier, dass der im Sitzen genossene Kaffee mehr kostet als der eilig an der Bar des gleichen Kaffeehauses getrunkene. Dafür können Triest-Besucher von dem hier üblichen Theken-Preis für den kleinen Espresso („Caffè“ genannt) daheim nur träumen: Er liegt im Schnitt unter einem Euro pro Tasse.

Caffè Tommaseo. Das 1825 von Tomaso Marcato gegründete Kaffeehaus im neoklassizistischen Stil ist heute das älteste noch betriebene in Triest. Es war schon früh ein Treffpunkt für Geschäftsleute und Politiker. Hier trafen sich zuerst levantinische Kaufleute, später dann  Sympathisanten der italienischen Freiheitsbewegung. 1848 wurde es nach einem ihrer Exponenten, dem Schriftsteller Nicolò Tommaseo, benannt – eine Tafel an der Außenfassade erinnert daran. Nach der Hinrichtung von Guglielmo Obermann 1882 nach dessen missglücktem Attentat auf Kaiser Franz Joseph I. änderte man den Namen des Kaffeehauses aus Angst vor Repressalien wieder auf Caffè Tomaso. Erst als 1918 Triest an Italien ging, bekam das Kaffeehaus wieder seinen noch heute gültigen Namen. Die heutige Inneneinrichtung gab es damals schon fast 20 Jahre lang, die Spiegel stammen aus Belgien und die Sessel von Thonet aus Wien.

Caffè Tommaseo, Piazza Tommaseo, 4/c, I-34121 Trieste,
Mi bis Fr und So 10.00 bis 22.00 Uhr, Di 10.00 bis 21.00 Uhr, Sa 10.00 bis 23.00 Uhr
Tel. +39-040-362-666
www.caffetommaseo.it

 

Antico Caffè San Marco. Ein Literatencafé im Stile der Wiener Sezession, 1914 entstanden, seit damals als Treffpunkt der Intellektuellen etabliert – die Dichter Italo Svevo, James Joyce und Umberto Saba verkehrten hier – und mit Sicherheit das schönste der Stadt. Dunkles Mobiliar, Holzfußboden, vom Rauch hunderttausender Zigaretten geschwärzte Wände und opulente goldene Ornamentik. Der Germanist und Schriftsteller Claudio Magris hat diesem Kaffeehaus ein Denkmal gesetzt – und sitzt auch heute noch, wann immer er Zeit dazu findet, an dem ständig für ihn reservierten Tisch. Neben pensionierten Kapitänen von Überseedampfern, Studenten, Schach- und Schauspielern und schweigsamen Zeitungslesern.

Antico Caffè San Marco, Via Cesare Battisti, 18, I-34125 Trieste
Di bis Do 8.30 bis 23.00, Fr, Sa  8.30 bis 23.45 Uhr, So 9.00 bis 22.00 Uhr
Tel. +39-040-064-1724
www.caffesanmarcotrieste.eu

 

Antico Caffè Torinese. Wunderschönes, 1919 entstandenes holzgetäfeltes Jugendstil-Kleinod mit viel Marmor und einem repräsentativen Luster. Die Innenarchitekten waren Spezialisten für die Einrichtung der berühmten Transatlantik-Passagierschiffe Volcania und Saturnia der in Triest ansässigen Reederei Cosulich. Nur sechs Sitzplätze, aber mit einer langen Theke. 2014 wurde das historische Lokal von jungen Leuten übernommen, die die Kaffeehaus-Tradition pflegen, es gleichzeitig aber auch als Cocktail-Bar positionieren.

Antico Caffè Torinese, Corso Italia, 2, I-34121 Trieste
Mo bis Do 7.30 bis 24.00 Uhr,  Fr, Sa 7.30 bis 1.00 Uhr, So 7.30 bis 23.00 Uhr
Tel. +39-040-260-0153
www.anticocaffetorinese.ts.it

 

Caffè degli Specchi. 1839 wurde der Palazzo Stratti an der Piazza Unità fertiggestellt und in seinem Erdgeschoß ein großes, repräsentatives Kaffeehaus nach Wiener Tradition eröffnet, das nach den vielen in seinem Inneren verbauten Spiegeln („Specchi“, damals der Inbegriff von Luxus) benannt wurde. Es entwickelte sich auf Anhieb zu einem beliebten Treffpunkt der vornehmen Triestiner Gesellschaft und florierte – im Gegensatz zum Palais, das sein Erbauer bereits nach sechs Jahren an die Generali-Versicherung verkaufen musste. Später trafen sich hier gegenüber des 1873 entstandenen heutigen Hotels Duchi d’Aosta auch viele in Triest wirkende Literaten, etwa Italo Svevo und James Joyce. Heute gehört das Kaffeehaus  der Rösterei Segafredo Zanetti aus Bologna, die hier am Sitz ihres Rivalen Illy stärker präsent werden wollte. Nach einer umfassenden Renovierung im Jahr 2012 wurde das Kaffeehaus an die Konditoreikette Beratener aus Pordenone verpachtet. Speziell am Nachmittag und am frühen Abend gilt das Specchi mit seiner riesigen Terrasse als Ort zum Sehen und Gesehenwerden. Eine echte Innovation sind die vielen kleinen, feinen pikanten Gerichte, die zur Apertifzeit angeboten werden.

Caffè degli Specchi, Piazza Unità d’Italia 7, I-34121 Trieste
Mo bis So 8.00 bis 21.00 Uhr
Tel. +39-040-661-973
www.caffespecchi.it

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    Triest, Cappuccino ©Triest24.com
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