Diego de Henriquez-Museum: Triests schaurigste Sammlung

Das „Civico Museo di Guerra per la Pace Diego de Henriquez“ ist eigentlich ein Museum des Krieges für den Frieden. Wie das geht? Hier werden Militaria erklärungsfrei und ganz anders dargestellt. Der Begründer starb unter ungeklärten Umständen inmitten seiner Sammlung – in einem Sarg.

Kann man als fanatischer Sammler von Militaria zugleich überzeugter Pazifist sein? Dieser Mann konnte es: Diego de Henriquez, 1909 in Triest geboren und am 2. Mai 1974 unter ungeklärten Umständen in einem Sarg, den er an Stelle eines Bettes zum Schlafen benutzte, verbrannt – inmitten seiner Sammelobjekte. Seine Philosophie: Mit Hilfe von Waffen und militärischen Erinnerungsstücken nicht nur den scheinbaren Glanz (scheinbar) erfolgreicher Armeen und Feldzüge zu vermitteln, sondern auch die brutale Grausamkeit des Krieges. Seine riesigen Sammlungen kann man heute noch in zwei Depots, die von der Stadt Triest verwaltet werden, besichtigen.

In der ehemaligen Polizeikaserne an der Via Revoltella ist seine nautische Sammlung untergebracht – wohl eine der größten in Europa. Schiffsmodelle, Dokumente, Malereien, Ausrüstungsgegenstände – kaum etwas, was hier fehlt. Einer der Schwerpunkte dabei ist die einst nicht weit von Triest im heutigen Pula stationiert gewesene k&k-Kriegsmarine. Sogar persönliche Erinnerungsstücke aus dem Besitz des Admirals Tegetthoff sind zu sehen. Einen krassen Gegensatz zu dieser altösterreichischen Flottenherrlichkeit zeigt die gleich anschließende Sanitätsausstellung. Tragbahren, Operationsbesteck für den Schützengraben und Knochensägen zur Beinamputation, Gasmasken auch für Kinder und Pferde. Die Bibliothek umfasst 12.000 Bände.

In der Abteilung für schwere Waffen in der Via Cumano sind Eisenbahngeschütze, Panzer, Flakscheinwerfer, Jeeps und U-Boote zu sehen. Eines ist groß und restauriert, ein anderes wiederum nur für einen einzigen Marinesoldaten tauglich und durch einen Bombentreffer zerstört. An den meisten Exponaten in diesem Depot nagt der Zahn der Zeit, vieles rostet vor sich hin. Außer der riesige Ketten-Lkw, auf dessen Bänken 20 Soldaten Platz fanden: Er hat für eine Filmrolle einen neuen, nicht wirklich authentischen Anstrich verpasst bekommen. Zu sehen war er im Film „Der Englische Patient“.

Die Henriquez-Sammlung besteht aus rund 15.000 inventarisierten Ausstellungsstücken, darunter 2.800 Waffen, 24.000 Fotografien, 287 Tagebücher (mit insgesamt 38.000 Seiten), 12.000 Bücher, 2.600 Plakate und Flugblätter, 500 Drucke, 470 Landkarten und Lagekarten, 30 Stücke aus dem Archivfundus, 290 Notenblätter, 150 Gemälde und ein Fundus aus Filmen. Sie ist Eigentum der Stadt Triest, die sie 1983 von den Erben gekauft hat.

Museo della Guerra per la Pace Diego de Henriquez,
Via Costantino Cumano, 22, I-34139 Triest
Mi bis Mo 10.00 bis 17.00 Uhr
Tel. +39-040-675-4699
www.museodiegodehenriquez.it

 

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