Baron Pasquale Revoltella kam 1797 nach dem Fall der Republik Venedig im Alter von zwei Jahren mit seiner Familie nach Triest. Heute steht er für den Aufstieg der Stadt – und für das wahrscheinlich bedeutendste Museum der Hafenstadt. Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle – nicht nur für Kunstliebhaber.
In der aufstrebenden Hafenstadt machte Pasquale Revoltella, der Sohn eines Fleischhauers, rasch Karriere, gründete bedeutende Industrieunternehmen, aber auch gemeinnützige Einrichtungen wie die Handelsschule, aus der sich später die Universität entwickelte. 1853 ließ er sich, inzwischen mit dem von ihn mit initiierten und finanzierten Bau des Suez-Kanals zu immensem Reichtum gekommen, vom Berliner Architekten Friedrich Hitzig, einem Schüler Friedrich Schinkels, ein großes Palais erbauen. Der klassizistische Bau an der Piazza Venezia und damit in Sichtweite des Hafens sollte ihm aber nicht nur als standesgemäßer Wohnsitz dienen, sondern gleichzeitig auch als Denkmal für die Nachwelt: Von Anfang an stand für ihn fest, dass er es nach seinem Tod zusammen mit seiner umfangreichen Bibliothek und der wertvollen Kunstsammlung der Stadt vererben wollte. Was auch 1869 tatsächlich geschah.
Revoltellas exzentrische Persönlichkeit lässt sich auch heute noch erahnen: Wer an einer Führung durchs Museum teilnimmt, bekommt auch die versteckten Gänge hinter geheimen Türen zu sehen und kann durch versteckt eingemauerte Periskope genauso unbeobachtet auf die Piazza und den Hafen blicken wie einst der Baron. Von außen sind die zur Kontrolle seiner Arbeiter dienenden Einrichtungen nur durch zwei unauffällige dunkle Rechtecke auf Höhe des ersten und des zweiten Stockwerkes in der Hausmauer erkennbar.
Revoltellas Sammlung war der Grundstock für das heutige Museum, das in Italien als eines der größten und bedeutendsten für moderne Kunst ab dem 19. Jahrhundert gilt. In 40 auf sechs Stockwerke verteilten Sälen (das benachbarte Brunner-Palais ist seit 1907 ebenfalls Teil des Komplexes) umfasst die gegenwärtige Ausstellung rund 350 Werke. Revoltellas Residenz ist zum Teil noch original erhalten, sodass man in der Bibliothek, dem Esszimmer, dem Schlafzimmer, dem Tanzsaal und einigen Salons einen guten Eindruck vom Lebensstil der adeligen Triestiner zu dieser Zeit bekommt.
Auch ein Besuch der Dachterrasse des Revoltella-Museums lohnt sich: Von ihr genießt man einen wunderbaren Blick auf das Meer mit seinen alten Hafenanlagen und sieht – gleich im Vordergrund – den Turm der Pescheria, des ehemaligen Fischmarkts, der heute als große Ausstellungshalle Verwendung findet und mit wechselnden Ausstellungen bespielt wird.
Museo Revoltella, Via Diaz, 27, I-34123 Trieste
Mi bis Mo 10.00 bis 19.00 Uhr
Eintritt 7 Euro, Schüler und Senioren 5 Euro
Tel. +39-040-675-4350
www.museorevoltella.it