Stefano Pace: Chef im Teatro Verdi

Stefano Pace leitet Triests 1801 eröffnetes Opernhaus – eines der ältesten, die noch in Betrieb sind. Im Interview erklärt er, warum es gerade für Opernliebhaber aus Wien oder München interessant ist.

Am 2.Weihnachtstag 1958 in Rom geboren, war Stefano Pace schon von klein auf mit der Welt der Oper verbunden: Sein Vater führte eine Werkstätte für Szenografie, in der er sich schon viel abschaute, bevor er selbst Kurse in Malerei und Bildhauerei besuchte – und das Klavierspiel erlernte. Mit 19 war er selber Bühnenbildner, entwarf über 60 Bühnenbilder für Theater, Oper und Ballett. Nach Beendigung des parallel absolvierten Architekturstudiums realisierte er Projekte für renommierte Opernhäuser und wurde bald darauf in Management-Positionen berufen: an die Opéra national Paris, an den Palau de les Arts Reina Sofía in Valencia, ans Teatro Massimo Bellini in Catania, ans Royal Opera House Covent Garden in London und 2015 schließlich ans Teatro Verdi in Triest.

Sig. Pace, was macht das Teatro Verdi einzigartig?
Zuerst einmal, dass es zu den ältesten gehört, die noch in Betrieb sind. Es ist weltweit das erste, das nach Giuseppe Verdi benannt wurde, schon wenige Stunden nach dessen Tod im Jahr 1901. Und dann liegt es nicht nur zentral in Triest. In 85 Kilometern Luftlinie haben wir Österreich, Slowenien und Kroatien. Wir verbreiten die musikalische Kultur Italiens in diese Länder. Aber wir pflegen nicht nur die Tradition – wir sind auch innovativ: Wir fördern  junge Gesangstalente. Die Hälfte aller Sängerinnen und Sänger, die von Italien aus ihre Karriere starteten, hat bei uns in Triest begonnen.

Warum sollten Opernliebhaber aus Wien oder München gerade ins Teatro Verdi nach Triest kommen?
Vor allem weil sie hier die Gelegenheit haben, junge Sängerinnen und Sänger kennenzulernen, die sie fünf Jahre später als Stars auf ihren Stammbühnen erleben können. Den bedeutenden Häusern in den großen Städten stehen natürlich ganz andere finanzielle Mittel zur Verfügung, aber unsere Talente-Scouts gehören einfach zu den besten.

Ist es schwieriger, ein Opernhaus in einer Stadt mit nur 200.000 Einwohnern zu führen?
Ganz sicher, wenn man bedenkt, dass im Teatro Verdi lediglich an 60 Tagen pro Jahr Opern aufgeführt werden. Der Grund dafür ist, dass wir ein kleines Theater sind und unsere Proben nur auf der originalen Bühne durchführen können. Dennoch zählen wir pro Jahr 77.000 Besucher, deshalb denke ich schon, dass wir erfolgreich unterwegs sind. Auch weil sich in den letzten Jahren unser Publikum veränderte: Jährlich besuchen uns mehr und mehr junge Leute, sehr viele davon aus Kroatien und Österreich. Jede Vorstellung wird von 50 bis 100 Österreichern besucht. Außerdem bieten wir auch Gemeinschafts-Abos mit den Opernhäusern von Zagreb und Marburg an, die eine wechselseitige Reduktionen der Ticketpreise bieten. Das ist europaweit einzigartig.

Nach welchen Kriterien stellen Sie das Programm zusammen?
Natürlich kommen die Menschen zu uns, um die Werke italienischer Komponisten zu genießen. Deshalb stammen 80 Prozent unseres Repertoires aus Italien. Werke von Puccini, Rossini, Donizetti werden dabei am häufigsten aufgeführt. Aber auch Mozart und Wagner stehen oft auf unserem Programm. Jeweils am Ende der Saison im Juni zeigen wir traditionell populäre Produktionen – sonst gehen die Leute lieber in die Strandbäder der Stadt. Wozzeck beispielsweise wäre da ein Ding der Unmöglichkeit.

Was ist für Besucher aus dem Ausland der beste Weg, um zu Tickets zu gelangen?
Ganz sicher unsere Website. Denn Last-Minute-Tickets sind bei unserer Auslastung nur ganz selten zu haben. Wobei wir natürlich ein anderes Preisniveau haben als die großen Opernhäuser Europas: Selbst bei Premieren kosten die besten Karten deutlich unter 100 Euro.

Abgesehen von Opern: Was wird sonst noch im Teatro Verdi aufgeführt?
Programm bieten wir an 150 Tagen im Jahr, da sind kleine Einakter, Sinfonische Konzerte und Ballettabende bereits mitgezählt. „Darüber hinaus bieten wir aber auch Programme an, die speziell jungen Menschen als eine Art Opernführer die wichtigsten Werke erklären, Musikbeispiele inklusive. Wir gehen aber auch mit Sängern und Musikern an die Schulen, um Lust auf Oper zu machen. Nicht nur in Triest, sondern auch in Slowenien. Und bald auch in Kroatien. Wir gehen auch mit manchen Produktionen auf Tournee, so waren wir etwa mit Così fan tutte in Udine, Pordenone und Görz, ich glaube nicht, dass das viele andere Opernhäuser machen – in Italien sicher nicht.

Wie erfährt man, was gerade läuft oder in Planung ist?
Auf unserer Homepage, auf Youtube und auf Social Media wie unserer Facebook-Seite. Wir sind die erste Oper in Italien, die ihre Aufführungen auch mit Trailern wie für Kinoproduktionen bewirbt. Damit wollen wir auch Menschen erreichen, die nicht so Opern-affin sind.

Teatro Verdi, Riva Tre Novembre 1, Eingang an der Piazza Giuseppe Verdi, I-34121 Trieste
Tel. +39-040-0648-638
www.teatroverdi-trieste.com
Youtube-Portal Teatro Verdi
Facebook-Seite Teatro Verdi Triest

 

 

 

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