Monte Grisa: Eine Kirche als Monument

Die einen sagen, mit dem Errichten der gewaltigen Stahlbeton-Kathedrale hoch über Triest sei ein Gelübde eingelöst worden. Die anderen sehen in dem dreieckigen Bau ein Zeichen des Kalten Krieges.

Den meisten Menschen, die nach Triest kommen, fällt der bizzarre Bau ins Auge. Viele halten das von den Triestiner gern „Formaggino“ (Käseecke) genannte Gotteshaus für ein riesiges Monument. Aber nur wenige Einheimische und noch weniger Besucher der Stadt suchen den Weg hinauf. Ein Fehler. Denn nicht nur die Kirche selbst ist sehenswert, sondern auch die Aussicht von ihr über die Steilküste hinunter auf die Stadt und ihren alten Hafen.

Sie ist 40 Meter hoch und steht etwa auf halber Strecke zwischen den Lagerhäusern des alten Hafens von Triest und dem Habsburger-Schloss Miramar ganz oben auf dem 330 Meter hohen Monte Grisa. Höhe und Lage machen den -monumentalen Sichtbetonbau im frühen brutalistischen Stil der frühen 1960er-Jahre also zu einem Wahrzeichen, das auch von ganz weit weg zu sehen ist. Bei klarem Wetter ist die Wallfahrtskirche sogar vom kroatischen Teil Istriens auszumachen.

Dies sei auch der Grund, warum sie in diesem Stil und exakt an dieser Stelle gebaut wurde, meinen Zeitzeugen. Und in der Tat sprach auch Venedigs Patriarch Angelo Roncalli – der spätere Papst Johannes XXIII. –, als er 1958 die Erlaubnis erteilte, hier diese Kirche bauen und Maria widmen zu lassen, dass dieser Ort in einem vom kalten Krieg zerrissenen und vom Eisernen Vorhang geteilten Europa die Völker in Ost und West einen sollte. „Den Ungläubigen im Tito-Staat sollte gezeigt werden, wo Gott wohnt“, hieß es oft. Viele in der Stadt mussten erst verdauen, dass das Hinterland Triests vier Jahre zuvor zu Jugoslawien kam.

Tatsache ist jedenfalls, dass bereits 1945 der Bischof Triests das Gelübde ablegte, eine große Wallfahrtskirche zur Ehre Marias zu bauen, falls die Stadt nicht im Krieg zerstört werde. Am 19. September 1959 erfolgte die Grundsteinlegung, Baubeginn war jedoch erst 1963, die Fertigstellung erfolgte 1966, im Mai desselben Jahres fanden die Weihe und die erste Messe statt. Das nach den Plänen des Triestiner Architekten Antonio Guacci (1912–1995) entworfene Gotteshaus ist außen wie innen durch Dreiecke geprägt. Schon möglich, dass der Architekt damit auf die Heilige Dreifaltigkeit anspielen wollte. Es ist in eine Ober- und eine Unterkirche gegliedert, die beide zwar mit 1.500 m2 gleich groß, aber ungleich hoch sind. Beide verfügen über eigene Zugänge, sind aber auch direkt durch Treppen verbunden. Die Oberkirche mit ihrer riesigen Raumhöhe von 40 Metern ist absolut sehenswert und bietet Besuchern eine einzigartige Stimmung. Die vielen Dreiecksfenster bilden wiederum selbst große Dreiecke, deren bunte Einsätze aus Murano-Glas gestaltet sind.

In der Unterkirche werden Österreicher mit ihrer Geschichte konfrontiert, seit Kaiser Karl im Zuge seiner Seligsprechung ein eigener Altar errichtet wurde. Sogar eine Broschüre in deutscher Sprache liegt auf.

Zu erreichen ist die Wallfahrtskirche mit dem Auto (direkte Zufahrt für Pkw möglich) oder mit dem Bus der Linie 42.
Website der Kirche Monte Grisa

 

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