Veit Heinichen: ein Deutscher in Triest

Triest war immer schon eine Stadt der Literatur. Viele der Triestiner Literaten kamen von anderswo und fanden ihre Wahlheimat in der  Hafenstadt: Vor über hundert Jahren der aus Dublin stammende James Joyce, und heute der aus Baden-Württemberg stammende Veit Heinichen. Er kennt die Stadt nicht nur weit besser als die meisten, die hier geboren wurden – er versteht sie wahrscheinlich auch besser.

Veit Heinichens berufliche Wurzeln lagen nach einem Studium der Betriebswirtschaft in der Autoindustrie: im Marketing für schwere Lkw bei Mercedes-Benz. Der Wechsel ins Verlagswesen war für den 1957 in Villingen-Schwenningen geborenen Autor eine „Entscheidung weg von der Karosserie und hin zum Inhalt – und der Beginn meines zweiten Lebens“: Heinichen wurde Manager beim S. Fischer Verlag, und später, 1994, Mitbegründer des Berlin Verlags. 1980 lernte er Triest lieben, entschied sich bald für einen Zweitwohnsitz, von dem er seit 1980 regelmäßig nach Deutschland auspendelte. Nach seinem Ausscheiden aus dem Verlag 1999 machte er Triest zu seinem Lebensmittelpunkt und wurde freier Schriftsteller.

Triest spielt stets die Hauptrolle. Zehn Kriminalromane, deren Protagonist weit mehr die Stadt selbst ist als der dort agierende Commissario Proteo Laurenti, hat er neben einem kulinarischen Reiseführer („Triest: Stadt der Winde. Oasen für die Sinne“, Sanssouci Verlag) bereits vorgelegt. Viele wurden auch in ihrer italienischen Ausgabe zu Bestsellern.

Fünf Krimis wurden von der ARD verfilmt – nicht wirklich zum Gefallen des Autors. Die Krimis mit Henri Hübchen in der Rolle des zutiefst menschlichen Ermittlers werden noch immer in den dritten Programmen der ARD ausgestrahlt. Von dieser TV-Präsenz profitieren nicht nur Heinichen und sein Verlag, sondern auch die Stadt Triest: Viele kommen hierher, um auf Spurensuche zu gehen. Einige Hotels bieten dazu eigene Krimi-Wochenenden an – samt Stadtrundgang und neuestem Krimi.

Heinichens Triest-Krimis zeichnen kein geschöntes Bild der Stadt, sondern ein authentisches. Deshalb eignen sie sich auch wunderbar als Guide, der dort beginnt, wo herkömmliche Reiseführer aufhören: im völlig untouristischen Triest der Triestiner.

Spurensuche leichtgemacht. Ob die Gran Malabar, ein auf Wein spezialisiertes Kaffeehaus, in der der Kommissar beim Aperitif so manch verdeckte Information zugespielt bekommt, oder das Buffet Da Giovanni mit der riesengroßen Mortadella auf der Theke – die Lieblingslokale des Ermittlers gibt es alle wirklich. In einem, das er in den ersten seiner Laurenti-Romane öfters erwähnt (das „Scabar“) ist die Chance, ihn zu treffen, mindestens genauso groß wie in der Gran Malabar – schließlich ist die für die Küche dort verantwortliche Ami Scabar seine Lebensgefährtin.

Tatsache ist: die meisten Schauplätze, an denen in Heinichen Krimis Verbrechen geschehen oder an denen ermittelt wird wie in der Questura, in der die Kriminalpolizei ihren Sitz hat, liegen in der Innenstadt Triests und sind nur ein paar Schritte vom Grand Hotel Duchi d’Aosta entfernt. Über dieses sagt Laurenti in Heinichens Roman „Totentanz“ (Zsolnay Verlag Wien, 2007): „Beste Lage, schöne Zimmer, Wellness und Pool, Topservice. Auch ich bringe meine Gäste dort unter.“ Was auch wirklich stimmt.

veitheinichen.eu

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